The crack-up. Gilles Deleuze' Philosophie der Ereignisse

» ... Auf die Frage: Wie kann das Begehren seine eigene Unterdrückung begehren? Heisst unsere Antwort: Die Mächte, die das Begehren vernichten oder unterjochen, sind bereits selbst Teil der Begehrungsverkettungen. ... Ein Begehren nach Macht, nach Selbstunterdrückung oder Unterdrückung der anderen existiert ebensowenig wie das Begehren nach Revolution. Die Frage nach der Zukunft der Revolution ist eine schlechte Frage, weil solange sie gestellt wird, es immer noch Leute geben wird, die nicht revolutionär werden, und weil sie dazu dient, die Frage nach dem Revolutionär- Werden der Menschen auf jeder Ebene und an jedem Ort zu unterbinden.« C.Parnet/G.Deleuze: Dialoge Im Laufe der 60er Jahre bekam der Marxismus Konkurrenz durch eine neue Form der Gesellschaftsanalyse, die Macht nicht allein auf Staat und Kapital zurückführte, sondern die Orte beschrieb, an denen politische Technologien und Kontrollmechanismen in das Alltagsleben eingreifen. Diese Segmente, die großen Einschließungsmaschinen des Kapitalismus, die Familie, die Fabrik, die Ehe/Beziehung usw., gegen die sich die Mikropolitiken richteten, sind in eine Krise geraten. Emanzipatorisch überwunden wurden sie nicht. Das minoritäre Begehren bildet mittlerweile neue Allianzen mit einem sich flexibilisierenden Kapitalismus, der ebenfalls versucht, den Wunsch nach Nicht-Familiarität, Nicht-Befehl, Abweichung und Differenz symbolisch zu repräsentieren. Die Philosophie von Gilles Deleuze suchte stets die Natur des Ereignisses. Mit einer anti-dialektischen Logik des Werdens, mit Begriffen des Außen, der Vielheit und der Differenz blieb er dem Ereignis auf der Spur. Denken entsteht ihm zufolge aus dem Zufall, ist immer von den Umständen abhängig und hat mit dem Ereignis zu tun, das den Gedanken beieinflußt. Denken heißt für Deleuze experimentieren, problematisieren. Eine Philosophie des Ereignisses ist für ihn unvereinbar mit der Negation. Inwieweit die Gedanken von Gilles Deleuze zur Kritik des Spätkapitalismus beitragen, diskutieren