Eine Freundschaft im Exil

Der Briefwechsel zwischen Theodor W. Adorno und Walter Benjamin öffnet das Fenster auf eines der stärksten intellektuellen Laboratorien der europäischen Kultur der Zwischenkriegszeit. Die Frankfurter Schule formulierte eine kritische Theorie der Massengesellschaft und der zeitgenössischen Kunst, lieferte eine Faschismusanalyse, entwickelte den Marxismus fort und stritt über politisches Engagement. Die Korrespondenz erzählt ebenfalls die Geschichte einer liebevollen und solidarischen Freundschaft, die manchmal auch von Unverständnis und Konflikten geprägt war. Die Briefe legen auch Zeugnis ab über die dunkelste Epoche des 20. Jahrhunderts, als der Faschismus drohte, die alte Welt zu verschlingen. Um die Briefe zu verstehen, müssen sie in ihren Kontext gestellt werden: das deutsch-jüdische Exil, das Benjamin ab 1933 nach Paris verschlug und später Adorno nach New York. Das Exil wurde somit auch eine Lebensweise und bildete eine eigene Denkungsart heraus.