70 Jahre Spektakel

Angesichts der Ratlosigkeit der Radikalen Linken erfreut sich der aktionistische Witz des historischen Situationismus wieder einmal zunehmender Beliebtheit, weniger jedoch die dahinterstehende Kritik des Warenspektakels, die als kulturpessimistische Erfindung des dogmatischen Spielverderbers Guy Debord gilt. Dabei wirft dessen 1967 erschienenes Hauptwerk “Die Gesellschaft des Spektakels” mehr Fragen auf als es beantworten kann: Taugt der Situationismus wirklich als letzte Rettung bewegungslinker und popkultureller Strategien? In welchem Verhältnis steht die hegelmarxistische Kritik des Spektakels zur Antidialektik postmoderner (Medien-) Theorien? Und schließlich: War der Nationalsozialismus, wie von Debord suggeriert, lediglich eine rückständige Form des modernen Spektakels, oder verdienen auch in diesem Fall deutsche Besonderheiten verstärkte Aufmerksamkeit?