Dekonstruktion und Vermittlung

Derrida hat den Ruf eines Esoterikers. Die Verbreitung seiner Theorie zeugt jedoch davon, daß er verstanden wird. Und zwar nicht nur von denen, die ihn mit Kategorien wie »Vernunftkritik« oder »Pluralität« geistesgeschichtlich verorten, sondern auch von vielen, die einfach wie er, nämlich »dekonstruierend«, am allgemeinen Reflexionszusammenhang, am gedanklichen Nachvollzug des gesellschaftlichen Prozesses mitwirken. Was der »Dekonstruktion« ihren Platz im Wissenschafts- und Kulturbetrieb, im Zusammenhang eines Selbstvervielfältigungs- und Identitäten-Kults sichert, machen Derridas wie immer verschlungene Reflexionen selber deutlich. Mit ihrem radikalen Vermittlungsgestus - so die These des Vortrags - verspricht sie letztlich Unmittelbarkeit: Im gleichen Atemzug, wie sie die Naturalisierung von Gesellschaftlichem auflöst, affirmiert sie gesellschaftliche Natur.