SlumCity: Stigma, Hype und Alltag
Der westliche Blick auf die Slums der Megastädte hat sich im neoliberalen Zeitalter gewandelt. Deren vormals als Anarchie gebrandmarkte Informalität, früher stets Anlass Favelas auszulöschen oder deren Bewohner autoritär zu "normalisieren", gilt nun eher als erwünschtes sich Selbstregieren marginalisierter Gruppen und wird staatlich gefördert. Das Regieren von Slums und Favelas, so die These, zeigt beispielhaft das von Michel Foucault prognostizierte Verschmelzen zwischen Souverän und Untertan im Neoliberalismus. Paradigmatisch lässt sich dies in Rio de Janeiro analysieren, dessen Favelas ein Gewaltregime aus Drogenbanden und brutalen, korrupten Polizeiapparaten beherrscht. Parallel dazu setzt der Staat auf ein Governance-Modell, das informelle Selbstorganisation instrumentalisiert, um die Favela politisch und sozial zu befrieden und macht damit das Drogenregime, das dort alle Aspekte des Alltags dominiert, zum faktischen Partner.