Anton Landgraf (1964-2023) war 1997 Mitbegründer der jour fixe initiative berlin und ein guter und langjähriger Freund. Anton ist im Schwabenland geboren, hat in Freiburg studiert und war lange Jahre dort politisch bei der autonomen Bewegung aktiv, am Ende bei den Autonomen Studies. In diesem Rahmen haben wir zusammen eine militante Untersuchung bei der IWF Kampagne in Berlin 1988 durchgeführt. Daraus entstand die inzwischen mehrfach aufgelegte Autonomenkritik: „Mit den überlieferten Vorstellungen brechen“, verfasst von den Autonomen Studis Bolschewiki. Mit anderen gab er kurz der antideutschen Verirrung in der Bahamas Redaktion nach, aus der er mit Gründung der jour fixe initiative berlin austrat. Beruflich war Anton zunächst bei der Jungen Welt als Journalist tätig, um dann mit anderen die Jungle World zu gründen. In diesem Rahmen bat er uns beide und Enzo Traverso um einen Aufsatz gegen die antideutsche Ideologie für die Jungle World. Das Dossier „Schuld und Erinnerung“ erschien 2002 in der Ausgabe 48. Diese Ausgabe war ein Verkaufsschlager und Skandal. Der antideutsche Shitstorm danach hat die Freundschaft mit Anton auf die Probe gestellt und eine Distanz hervorgebracht, die nie ganz überwunden wurde. Gleichwohl gab es in den darauf folgenden Jahren mehrere Annäherungen und schöne gemeinsame Abende. Aus der jour fixe initiative hatte sich Anton aber nicht aus politischen Gründen zurückgezogen. Er hat nach der Jungle World 20 Jahre das Pressereferat bei Amnesty International geleitet. Als Mitglieder der jour fixe initiative haben wir ihn damals schon vermisst, jetzt leider für immer.

Elfriede Müller und Klaus Holz