Exile on Main Street
Anfang der siebziger Jahre begab sich die Band, die wie keine andere für den Soundtrack der sogenannten 68er-Bewegung verantwortlich zeichnete, The Rolling Stones, ins »Exil«. Während in den »imperialistischen Metropolen«, wie es im Jargon der Zeit hieß, noch tapfer kommunistische Parteien aufgebaut wurden, Guerrilla-Gruppen in den Untergrund gingen oder andere sich im langen Marsch durch die Institutionen versuchten, arbeiteten die Stones bereits am Abgesang auf die Illusionen der bewegten 60er Jahre. »Mir geht nur noch im Traum einer ab« - damit hebt 1972 das sowohl düsterste als auch beste aller Rolling Stones Alben, »Exile on Main Street« an. Dass die Stones für ihre Steuerflucht nach Südfrankreich ironisch den Begriff des »Exils« verwenden, zeigt recht deutlich, dass sie mehr von der popkulturellen Übercodierung politischer Begriffe begriffen hatten, als die meisten Ho-Chi-Minh-rufenden Politaktivisten der Zeit. Der Vortrag wird dieser Spur folgen und anhand der Rolling Stones die gegenseitige Durchdringung von Popkultur und politischer Bewegung seit den 60er Jahren und die daraus resultierenden Illusionen näher beleuchten.