Feuerbach_eins: Die Utopie des subjektiven Faktors
Mit Kommentar von Katja Diefenbach
Einer schlechten Gewohnheit folgend versteht man unter Utopien noch immer freischwebende Erzählungen idealer Gesellschaften. Oft ist dabei von moralischen Wünschbarkeiten die Rede, deren gnadenloser Optimismus Schlimmes befürchten lässt. Hat sich die materialistische Kritik des Bestehenden deshalb zu recht vom Utopismus distanziert, verfiel sie im Gegenzug einer „Wissenschaftlichkeit“, für die Befreiung eine Sache „historischer Gesetzmäßigkeiten“ war. Nachdem auch diese Erzählung nicht mehr überzeugt, wurde die bloße Kontingenz zum letzten Bezugspunkt der Kritik: Was zufällig entstanden ist, kann im Prinzip auch anders werden. Allen drei Erzählungen aber wäre entgegenzusetzen, was im radikalen Sinn u-topisch genannt werden kann: das Vermögen, den Ort zu verlassen, der einem oder einer zugewiesen wurde. Es ist dies der subjektive Faktor, ohne den es kein geschichtliches Werden – und keinen Materialismus gibt. Frei nach Marx: Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Marxschen und den Foucaults mit eingerechnet) ist, dass die Wirklichkeit nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefasst wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv. Daher die tätige Seite abstrakt im Gegensatz zu dem Materialismus von dem Idealismus entwickelt – der natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt. Zu zeigen bleibt, wie diesem Mangel abzuhelfen ist.