Die Rückkehr der Kulturindustriethese als Dancefloorversion
Zur Dialektik materialistischer Pop- und Subkulturkritik
Die Kulturindustriethese erfährt eine Konjunktur im wiederbelebten Diskurs um Pop, Subversion und Subkulturen. Ausschlaggebend für diese - nach der Erstveröffentlichung der Dialektik der Aufklärung und nach der 68er-Rezeption - dritte Renaissance des Begriffs der Kulturindustrie ist die für Teile der Poplinken offenbar überraschende Tatsache, daß Alternative-Pop und Underground heute im Mainstream integriert sind wie sonst nur die krudesten Produkte der populären Kultur. Auffälligerweise wird bei allen Deutungsversuchen an die Kernthese der Kulturindustrietheorie höchstens peripher und unzureichend erinnert: daß nämlich alle Kultur Ware sei. Wer heute mit dem Begriff der Kulturindustrie arbeitet, unterstellt oft nicht einmal mehr die an den Begriff geknüpfte Selbstverortung Kritischer Theorie, geschweige denn den Standpunkt des emanzipatorischen Interesses. Daß Kultur Ware sei, das heißt mehr, als für CDs horrende Summen bezahlen zu müssen: Dies führt einerseits unmittelbar auf die Warenförmigkeit der Kultur selbst, auf den Fetischcharakter des Materials und der Rezeptions- wie Produktionsverhältnisse; andererseits bildet gerade die in die Kulturindustriethese eingelassene Ökonomiekritik die Möglichkeit dafür, dem Kulturpessimismus nicht anheim zu fallen.