Der Überlebende als böser Held
Oftmals finden sich in neueren science-fiction oder auch action-adventure Filmen Verweise auf den Holocaust. Und oft steht im Mittelpunkt die Figur des Übelebenden als bösem Held, der den sicher geglaubten Gegensatz von »Gut« und »Böse« in eine Herausforderung verwandelt. Dabei ist die Inszenierung des Holocaust-Überlebenden als bedrohlicher Figur, als diabolischem »villain« nicht als antisemitische Provokation zu verstehen, sondern er zeigt auf, was sich schon in den damaligen amerikanischen Comics abzeichnete: Der glatte Superheld wird ersetzt durch einen Außenseiter, der nicht mehr galaktische Böseweichte bekämpft, sondern nur noch um sein Recht zu leben. In diesen populären Dramen stehen immer wieder Opfer und Überlebende im Mittelpunkt, die offenbar nicht mehr »nicht mehr an das Gute im Menschen« glauben, sondern als Misfits präsentiert werden, als undurchschaubare Traumatisierte, als sozial bedrohliche Wesen mit einem verstörenden, sie fremd machenden Hintergrund von unverarbeitetem Schrecken, die die unheilvolle Geschichte in die Gegenwart hinein fortsetzen. Dieser Vortrag geht zum einen dem Verhältnis von Hollywood und Holocaust nach, zum anderen fragt er danach, was es bedeutet, wenn in solchen Filmen in der Figur des Überlebenden und seiner Handlungsweise, die sowohl unsozial und zugleich moralisch nicht zu verurteilen ist, die Kategorien von »Gut« und »Böse« verschwimmen. Wie hat man es zu verstehen, wenn wie bei X-Men auf der Suche nach Metaphern für »das Schlimmste«, das dem menschlichen Ego zustoßen kann, die Selektion im Vernichtungslager in eine Reihe mit pubertären »Lebenskrisen« gestellt zu sein scheint?