Ort des Widerstands oder Überlebensstrategie?
Zur Paradoxie emanzipativer Politik in Exil und Diaspora
Nach ihrer Niederlage gegen den Nationalsozialismus entledigte sich die KPD mit der Volksfrontideologie jedes emanzipatorischen »Ballastes«, suchte sich an die nationalistische Ideologie des Nationalsozialismus anzunähern und mit ihr zu konkurrieren. Die KPD forderte nun von ihren Schriftstellern und Intellektuellen, sich dezidiert um diejenigen zu bemühen, die in die NS-Massenorganisationen eingebunden waren. An der Volksfrontliteratur lässt sich aufzeigen, inwiefern sie dieser Direktive folgten. Unter der Prämisse vom »besseren Deutschland«, an das die exilierten KPD-Schriftstellerinnen allzu gerne selbst glaubten, setzten sie zusehends auf Vaterlandsliebe und den sogenannten wahren Patriotismus, um dem NS-Regime den ideologischen Boden zu entziehen. Daher verwundern die zusehends rechten Implikationen der Volksfrontliteratur - Frauen- und Homosexuellenfeindlichkeit, völkischer Rassismus, offener Antisemitismus - wenig. Doch es hat auch Brüche gegeben: Die vorwiegend jüdischen Kommunisten, die ab 1944 im mexikanischen Exil vom Holocaust erfuhren, stellten sich gegen Ende ihres Exils offen gegen die deutsch-nationalistische Ideologie des in Moskau exilierten Ulbricht-Flügels ihrer Partei. Nach ihrer Rückkehr musste dies zu Kollisionen führen, für die die sogenannten Westemigranten teuer bezahlten.