Afrika als liberales Protektorat?
»Ich lass mir den Krieg nicht madig machen. Es heißt, er vertilgt die Schwachen, aber die sind auch hin im Frieden. Nur, der Krieg nährt seine Leute besser.« Krieg ist profitabel. Das hat schon Brechts Mutter Courage erkannt und wurde Kriegsunternehmerin. Ein Beruf, der in den afrikanischen Bürgerkriegen eine Renaissance erlebt. Aus der Privatisierung kriegerischer Gewalt entwickelt sich eine hochkomplexe Staatlichkeit, in der die Interessen der lokalen Eliten, der Warlords und Militärs mit den Interessen der internationalen Akteure wie Nachbarstaaten, internationalen Konzernen und auch Entwicklungshilfe-Organisationen ausbalanciert werden. Afrika wird ökonomisch also keineswegs vom Rest der Welt abgekoppelt, allerdings ist die Mehrheit der Länder ein- und ausgeschlossen zugleich, da der Kontinent auf seine Rolle als Rohstofflieferant reduziert wird und keine Reinvestitionen folgen. Grund genug, im Jubiläumsjahr der Berliner Konferenz von 1884, in deren Verlauf Afrika unter den Kolonialmächten aufgeteilt wurde, auch das »andere« Afrika zu beleuchten, diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die versuchen, in Ländern wie Sierra Leone oder Angola wieder zum Subjekt ihres eigenen Lebens zu werden.