Auf die Plätze! Die Ideologie der Chancengleichheit
Ungeachtet der Schwäche der sozialen Kämpfe sieht sich der Kapitalismus mit einer Krise der ihn legitimierenden Ideologie konfrontiert. Problematisch geworden ist die wachsende Kluft zwischen stofflichem und pekuniärem, öffentlichen und privaten Reichtum vor allem deshalb, weil sie sich immer schwieriger anhand jenes Arbeits- und Leistungsprinzips erklären lässt, wonach Status und Einkommen unmittelbarer Ausdruck der individuellen Arbeitsleistung und nicht dem Zufall der Geburt geschuldet seien sollen. Die Wirklichkeit hielt sich freilich nie daran und als es darauf ankam, das Schreckgespenst des Kommunismus zu bannen, vergaß der Bürger im Bündnis mit dem Adel recht schnell, dass es die Arbeit ist, die den Reichtum schafft. Gerade aus dieser Frontstellung aber bezieht das Leistungsprinzip seine immense Strahlkraft als das gerechte Prinzip schlechthin. Rückblickend waren es stets die Linken, die als die besseren Bürger Ideal und Wirklichkeit konfrontierten und so mitwirkten, das Leistungsprinzip zu erneuern. Auf der Agenda der Modernisierung steht heute die neoliberale Rekonstruktion des Prinzips "Jeder kriegt was er verdient, respektive erarbeitet" als Behauptung, Forderung und durch Reform hergestellten (Arte)fakt. Der Kampf um Emanzipation begänne also dort, wo nicht mehr die Verwirklichung der "Gleic