Die Rolle der Theorie in der politischen Aktion
Die Geschichte der Arbeiterbewegung des 20. Jahrhunderts kann als eine Geschichte der Beziehungen (und der Machtverhältnisse) zwischen kulturtragenden bürgerlichen Schichten und arbeitenden Massen gelesen werden. Oder auch der Beziehungen (und der Machtverhältnisse) zwischen Parteibürokratie und Arbeiterklasse.
Ist der Sozialismus daran gescheitert, weil er mehr Energie auf den Erhalt der Parteibürokratie als auf das Allgemeinwohl verwand? Wie lässt sich diese Problematik auf die heutigen Verhältnisse übertragen? Wie entsteht heute politische Bildung? Sie ist jedenfalls nicht mehr ein Beziehungsproblem zwischen "theoretischen Vätern" oder "Meisterdenkern" und lernender Masse, sondern ein Problem der Selbstbildung. Heute können wir zwischen den Informationen unterscheiden, die uns von den bestehenden Machtgruppen aufgedrängt werden und Gegeninformationen, die alle mehr oder weniger "emanzipatorisches Gedankengut" enthalten und allen zugänglich sind. Das "Subjekt" kann weder eine einzige soziale Schicht, noch eine geschlossene Organisation sein. Der Parteibegriff ist vom Netzwerkbegriff ersetzt worden. Heute benötigen wir weder Ideologien noch Parteien. Allerdings müssen wir uns selbst als Mitglied einer sozialen Schicht, als politisches Subjekt begreifen und uns von einem Messias-Gedanken eines fest umrissenen sozialen Subjektes der sozialen Umwälzung verabschieden.