The Upsetter & the Beat
Reggae als sound eines transnationalen Widerstands
Nach Paul Gilroy stellt Musik eine grenzüberschreitende Kommunikationsform der in der Diaspora lebenden Schwarzen dar. Vom Zugang zur Bildung abgeschnitten, ging ihr politischer Kampf um Subjektivität und eine eigene Interpretation der Welt mit einer expressiven Kultur in Form von Performances, Dances und mündlichen Formen der Geschichtserzählung einher. Die Kultur des »Black Atlantic« stellte einen antikapitalistischen Gegenentwurf dar, die sich gegen die Folgen der Sklaverei richtete und sich westlichen Denkformen verweigerte. Der Mix afrikanischer Elemente mit Rhythm & Blues schuf in den Studios Downtowns nicht nur Musikstile wie Ska, Rocksteady und Reggae, sondern öffnete einen neuen Kommunikationsraum. In diesem wurden die Solidarität der schwarzen Unterschicht der Ghettos Kingstons praktiziert, eine Sprache für das erfahrene Leid und den Rassismus gefunden, eine Gegenideologie und Gegenidentität konstruiert sowie subversive Praktiken entwickelt. Im Kontext der Blackpower-Bewegung und der Massenkultur konnte aus der black expressive culture der Sound einer planetarischen sozialen Protestbewegung werden. Birgt die Populärkultur heute im Sinne Stuart Halls die Möglichkeit, soziale Kräfte zu bündeln, die kulturelle Hegemonie infrage zu stellen und eine transnationale Gegenkultur zu schaffen?