Anders anders sein - Zeitgenössische Subjektanrufungen
Zeitgenössische Subjektanrufungen fordern von den Einzelnen Distinktion statt Konformität, Überschreitung statt Regelbefolgung, kurzum: sie fordern, anders zu sein. Kritik steht damit vor der nicht minder paradoxen Aufgabe, anders anders zu sein. Auf einen festen Standpunkt, von dem aus sie ihr Nein formulieren könnte, muss sie verzichten. Dem Widerspruch einer zur Norm erhobenen Abweichung entkommt man ebenso wenig mit einem Gestus der Überbietung. Die Künstler des Anders-anders-Seins beschleunigen nicht einfach nur den Wettbewerb der Alteritäten und präsentieren sich keineswegs bloß als geschicktere Unternehmer in eigener Sache. Beharrlich setzen sie dem Distinktionszwang ihre Indifferenz entgegen, dem Imperativ der Nutzenmaximierung die Spiele der Nutzlosigkeit und bestehen darauf, dass es jenseits der Nötigung zu wählen und der Unfreiheit, nicht wählen zu dürfen, noch etwas Drittes gibt: die Freiheit, nicht wählen zu müssen.