Memento – Zur Präsenz des Todes der Toten
Die Überwindung des Todes ist ein uralter Menschheitstraum. Als religiöse Heilserwartung wie neuerdings als wissenschaftstechnisches Heilungsversprechen ist die Utopie, den Tod zu besiegen und damit die Angst vor ihm, von unüberbietbarer Radikalität. Kontraintuitiv zur beständigen Aktualität dieser Sehnsucht nimmt der Vortrag seinen Ausgangspunkt von der These, dass wir den Tod schon längst besiegt haben – und zwar in Gestalt des Todes des Anderen. Seine Marginalisierung im philosophischen Diskurs der Antike wie der Moderne hat aber Konsequenzen für das grundlegende Selbstverständnis des Menschen überhaupt bis in die politische Gegenwart hinein. Ausgehend von zwei Sequenzanalysen („Das grüne Zimmer“ (1978) François Truffaut; „Smoke“ (1995) Wayne Wang / Paul Auster) diskutiert der Vortrag die Frage nach den Veränderungen, die der Tod des Anderen für den Begriff und die Praxis gelingender Subjektivität haben kann und welche ethischen und politischen Implikationen diese Überwindung des Todes hat.