Politische Organisierung oder Verwaltung der Mangelwirtschaft?
Der Boom der Solidarnetzwerke in Griechenland
In Folge der Schocktherapie der Troika in Griechenland lässt sich eine beeindruckende Konjunktur graswurzelbasierter Solidaritätsinitiativen beobachten, die an Räumen alternativer und demokratischer Ökonomien bauen.
Die Initiativen reichen von inoffiziellen Zusammenschlüssen kleiner und mittlerer Kollektive, die weder eine Rechtsform haben, noch in einen institutionalisierten Rahmen einzuordnen sind, bis zur Gründung gemeinnütziger Unternehmen, Kooperativen und Genossenschaften. Es eröffnen selbstorganisierte Umsonst-Apotheken und -Arztkliniken, Suppenküchen, Kulturzentren und kostenlose Sprach- und Nachhilfeschulen. Märkte ohne Zwischenhändler, Umsonst-Märkte und Kleiderausgaben werden organisiert, Zeitbanken, alternative Währungen oder Nachbarschaftshilfsnetzwerke errichtet und selbstverwaltete Betriebe gegründet. Die Bewegung erwächst aus der Mitte der Gesellschaft, organisiert eine neue Riege von Aktiven und ist in erster Linie Ausdruck und Ergebnis der Not. Im Zuge dessen stellen sich nun Fra- gen nach dem politischen Charakter dieser Solidarstrukturen, der Art der Organisierung darin, ihrem Verhältnis zum Staat, zur Partei von Syriza und nach ihrer Bedeutung für eine gesellschaftliche Transformation.