Zur Organisationsfrage
Wenn sich die radikale Linke die Frage nach einer revolutionären Organisation stellt, dann bleiben die Antworten meist abstrakt ahistorisch (Anarchismus) oder schlecht metaphysisch (Marxismus). Die einen verkennen, dass die Organisationsfrage immer nur konkret, auf bestimmte historisch-gesellschaftliche Voraussetzungen bezogen, gestellt wird. Und die anderen setzen fälschlich ihre Hoffnung auf ein von vornherein festgelegtes revolutionäres Subjekt, das im Organisationsprozess nur noch zum Bewusstsein seiner selbst kommen müsse. Und so dreht sich die Organisationsdebatte zwischen den Polen Voluntarismus einerseits und Ontologie andererseits im Kreis; und das mindestens seit den Auseinandersetzungen zwischen Marx und Bakunin in der Ersten Internationale.
Der Vortrag versucht, diesem Dilemma zu entkommen, indem er sich auf eine ganz bestimmte historische Situation konzentriert: die späten 60er Jahre. Und er unterstellt kein abstraktes revolutionäres Subjekt, sondern richtet den Blick auf die konkreten historischen Subjekte, die sich damals aus dieser historischen Situation heraus die Organisationsfrage stellten. Daraus soll dann ein Panorama der auf je unterschiedliche Art und Weise gescheiterten Organisationsmodelle entfaltet werden, das die heutigen Organisationsfragen vielleicht nicht beantwortet, aber zumindest hilft, die Fragen sinnvoller zu stellen.