Postkoloniale Subjektivitäten

In Frankreich wird momentan eine große öffentliche Debatte um Sklaverei, Kolonialismus und ihre Folgen geführt. Die Debatte wurde von jüngeren Intellektuellen und Aktivisten entfacht, die die engen Verbindungen zwischen der Französischen Republik und den Kolonien aufdecken wollen. Die Petition der Indigènes de la république ("Eingeborene der Republik"), die Kontroverse um das Gesetz vom 25. Februar 2005, das auffordert den französischen Kolonialismus in den Schulbüchern in einem positiven Licht darzustellen, die Debatte um die Erinnerung an die Sklaverei ..., all dies bildet ein umkämpftes Terrain, auf dem diese Themen diskutiert werden.

Ich werde die Genealogie dieser Debatte verfolgen, angefangen mit Aimé Césaires Diskurs über den Kolonialismus, über die Frage der Gleichheit im Zusammenhang mit dem Gesetz von 1946, das die post-sklavenhalterischen Kolonien in französische Departements umgewandelt hat, Franz Fanons Schwarze Haut, weiße Masken und Die Verdammten dieser Erde, bis hin zu der aktuellen Debatte. Dabei werde ich besonders auf die Figur des Sklaven eingehen und danach fragen, weshalb er ein vergessenes Subjekt im französischen politischen Denken geblieben ist. Schließlich werde ich erörtern, warum es wichtig ist, die Figur des Sklaven in das politische Denken zurückzuholen, insbesondere im Kontext der aktuellen Entfaltung einer Politik der Stärke und Brutalität, und weshalb die Herstellung von überflüssigen Menschen, von den neuen "Verdammten dieser Erde" als politisches Problem zu begreifen ist, wenn wir uns neue Strategien der Emanzipation vorstellen und diese entwickeln wollen.